US-amerikanische Reise mit Ziel Ursprungsgeschichte der Lebensmittel
Marissa Landrigan ist heute Professorin an der University of Pittsburgh – Johnstown. Das Schreiben beschäftigt sie beruflich heute immer noch. Damals war es Mittel zum Zweck, um herauszufinden, was ihr auf dieser Welt nicht mehr schmecken kann und was sie ändern sollte.
Das autobiographische Buch „Fleisch essen für Vegetarier: Meine Suche nach einer ethischen und nachhaltigen Ernährung“ ( 2018) beginnt damit, dass Marissa sieben Jahre als Vegetarierin gelebt hat. Und das als Tochter einer US-italienischen Familie, in der zusammen Kochen und Essen zur Familien-DNA gehört.
Das gab nicht nur Familienzwist, sondern machte Marissa auch in anderer Hinsicht nicht wirklich zufrieden. Ausgelöst wurde ihre Entscheidung zum Vegetarismus u.a. durch die Aufklärungsvideos von PETA & Co. Eine klassischer Auslöser, sozusagen.
Was Marissa zum Nachdenken brachte, inwiefern der Vegetarismus tatsächlich ihr perönlicher Lösungsweg darstellt, war ihr stetiges Herumreisen durch einige Bundesstaaten der USA. Immer mehr dämmerte ihr, dass ein Ernährungsstil, wie sie ihn eingeschlagen hat, nicht allen Bevölkerungsgruppen der USA automatisch zu Verfügung steht. Vor allem aber ließ sie Toleranz in sich wachsen, für Menschen, die ihren vegetarischen Weg nicht einschlagen.
Man kann diese Entwicklung nun unterschiedlich bewerten. Der Grund, warum ich dieses Buch hier mit aufnehme, liegt in der in meiner Ansicht hilfreichen Perspektive, dass die Toleranz anderen Lebensstilen gegenüber erst wachsen muss, damit wir vernünftig miteinander ins Gespräch kommen können. Marissa fing nicht irgendwann einfach wieder an, Fleisch zu essen. Sondern die Ursprungsfrage aller Lebensmittel rückte für sie ins Zentrum ihres Handelns. Ihr wurde bewusst, dass jede Form der Ernährung Leid verursacht, auch die vegetarische.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Tiere so gut wie möglich leben. Dass sie unter möglichst humanen Bedingungen gezüchtet und geschlachtet werden.“
In diesem Rahmen gab es die ein oder andere interessante Bekanntschaft von ihr. Erwähnenswert finde ich zum Beispiel Black Earth Meat, ein Unternehmen, das sich einer humanen Schlachtung von Tieren verschrieben hat. Der Gründer von Black Earth Meat lebte übrigens ebenfalls lange vegetarisch.
Denken in Gesamtzusammenhängen und die Wichtigkeit einer Portion Toleranz
Damit anerkennt Marissa für sich persönlich die Tatsache, dass andere Menschen (derzeit) Fleisch essen wollen. Unser Handeln hat sich damit nicht unbedingt nach Extremlösungen zu richten, um etwas zu verbessern. Stattdessen rückt das Denken und Handeln in Gesamtzusammenhängen in ihren Fokus.
Ich finde das Buch lesenswert, da es den Bogen weit spannt: Über die Extrema „Fleisch essen ja!“ und „Fleisch essen nein!“ wächst es in Gedankengänge, die die Komplexität und Wechselwirkungen unserer Ernährungsweise aufzeigen.
Sie plädiert für eine umsichtige, achtsame Wahl unserer Lebensmittel. Die Toleranz und Akzeptanz anderen Ernährungsstilen gegenüber – auch wenn diese derzeit durchaus als kritisch angesehen werden – sehe ich aber als Türöffner, damit wir ins Gespräch kommen und uns nicht durch gegenseitige Beschuldigungen die Türen vor der Nase zuhauen.
Das Buch ist zugegebenermaßen recht einfach geschrieben, teilweise ziehen sich einige Beschreibungen zu sehr. Auf Daten und Fakten wartest Du in dem Buch vergebens, die Lektüre ist rein autobiographisch und persönlich geschildert. Genaz das könnte für manche aber auch mal eine erholsame Perspektive sein, um anders ins Nachdenken zu kommen.
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