Die Schweizer essen immer weniger Schweinefleisch
Die Schweiz ist für ihre schöne Natur, einen überaus liebreizenden Dialekt und eine gesunde Lebensart bekannt. Und jetzt scheint es so, als ob sie auch beim Thema Fleischkonsum ins Vorfeld rückt. Oder wie war das noch gleich mit dem Konsum von Schweinefleisch?
Wie das Magazin blick.ch am 28. Juli 2019 schreibt, sinkt der Schweinefleischkonsum bei Herr und Frau Schweizer um ganze sieben Prozent in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Gute Nachrichten wie Schweizer „Säuli“, wie die Schweizer das Borstentier gerne nennen. Die Zahlen stammen von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft. Nimmt man an, dass ein Großteil dieses Schweinefleisches aus der Intensivtierhaltung stammt, ist das eine erfreuliche Nachricht.
Starten wir eine Spekulation über die Gründe für diesen Rückgang.
Schweinefleisch im Rückzug – am Preis kann es nicht liegen
Generell ist das Schweizer Fleisch in höheren Preislagen angesiedelt als in Deutschland. Swissinfo hat die Speisekarten von Restaurants in der Schweiz und Deutschland verglichen und bestätigt die großen Preisdifferenzen: „Ein Kentucky Rumpsteak à 200g in einem Schweizer Restaurant in der Nähe des Zürcher Flughafens kostet 37.50 Franken, während ein Argentinisches Rumpsteak à 250g in einem Steakhouse gleich nach der deutschen Grenze in Singen 20.90 Euro (22.90 Franken) kostet. In der Schweiz kostet das Fleisch pro Gramm also doppelt so viel.“
Der Preis allein kann es aber nicht sein – Rind, Pferd, Huhn & Co. werden in der Schweiz immer noch gerne verputzt. Das Schweinefleisch macht eher immer mehr von sich reden in Bezug auf eine ganz andere Sache: Als Gesundheits-Faktor.
Schweinefleisch ist nicht gleich Schweinefleisch
Man hört zunehmend , dass Schweinefleisch tendenziell zu den ungesünderen Fleischarten gehört. Das dürfte jedes unabhängige Lebensmittellabor auch ohne viel Aufwand bestätigen. Doch hier bedarf es eines lupenreineren Blickes:
Da wäre zum Ersten das industriell hergestellte Schweinefleisch, wie z. B. ein Schweineschinken. Dieser enthält im Hauptteil gepresste Brätmasse darstellt, die in aller Regel mit Wasser und handelsüblichen Zusatzstoffen versetzt wurde und der Ordnung halber ein paar Schweinefleischstückchen enthält. Dieser Schinken wird natürlich nicht gerade gesund sein. De facto ist ja auch recht wenig „Schwein“ drin.
Die Journalistin Sybille Möckl betont, dass Schweinefleisch gar das qualitativ minderwertigste Fleisch sei. Doch weiter bringt die bekennende Fleischesserin dann den zentralen Faktor Massentierhaltung ins Spiel: „Schweinefleisch – vor allem das aus Massentierhaltung – ist häufig vollgepumpt mit Antibiotika und Wachstumshormonen. Diese wirken auch auf unsere Körperzellen und fördern Entzündungen.“
Die Haltung als entscheidender Punkt in der Fleischqualität
Auch die Experten von Grillwissen.de wissen zu differenzieren und fassen Gründe zusammen, warum Schweinefleisch in immer breiteren Kreisen als ungesund empfunden und abgestempelt wird:
- Medikamenten- & Hormon-Einsatz in der Massentierhaltung
- Nicht artgerechte Haltungsbedingungen (Stress, verletzte Tiere etc.)
- Die Giftstoffe bleiben im Fleisch, da ein Schwein nicht schwitzen kann (keine Schweißdrüsen)
- Billiges Futter (gentechnisch verändertes Soja)
„Hat das Schwein schon ungesund gelebt, ist es beim Endprodukt Schweinefleisch keine Überraschung.“
Als besonderes Problem bezeichnen sie also die Massentierhaltung: „Hier werden oft Medikamente, wie Antibiotika, (Wachstums-)Hormone und Chemikalien eingesetzt. Minderwertiges Futter, beengte und stressige Lebensbedingungen sowie kranke Artgenossen sind heutzutage in vielen Massenbetrieben leider an der Tagesordnung.“
So die Grill-Experten. Besser kann man es kaum sagen. Also: irgendwie ein gutes Zeichen aus der Schweiz. Nähmen wir doch einfach mal an, dass sich genau dieses Wissen derzeit in den gesellschaftlichen Diskursen breit macht.
Und ein toller Anlass, um als Verbraucher differenzierter auf das ganze Thema zu schauen: Fleisch aus voll-industrialisierter Haltung von Tieren Prozentpunkt für Prozentpunkt herunterzufahren, kann nur begrüßt werden. Und im Gegenzug bitte mehr Gesprächsstoff über Fleisch, das in seiner Qualität deutlich mehr an seiner Quelle bemessen werden sollte!